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Naturfarben Naturfärbe-Atelier Martens

Geschichtliches
Das Bedürfnis des Menschen, sich mit Farben zu umgeben, ist uralt. Die Verwendung von Farben ist seit ca. 75 000 Jahren bekannt. Die ersten Farben waren mineralische Pigmente, die sichtbar in der Natur lagern. Diese Pigmente wurden für Körper- und Wandbemalung benutzt, sie waren jedoch nicht für Textilfärbung geeignet. Für die Textilfärbung geeignete Farbstoffe liegen eher verborgen in der Pflanzen- und Tierwelt. Erst im antiken Griechenland, wie später auch in Rom, waren sowohl Küpen- als auch Beizfärberei bekannt.

Im Mittelalter fand eine Entwicklung von der einfachen Hausfärberei über Färbereien an Höfen und Klöstern zu ausgeprägten Färberzünften statt. Zeugen der Hochblüte der Färberei in den Städten findet man in Namen wie "Färbergasse", "Färberstraße" und "Farbhof". Bis zur Entdeckung der chemischen Farbstoffe wurden in Europa Farbstoffe von mehr als 30 Färberpflanzen verwendet. Viele davon wurden importiert, aber einige wurden auch in großem Maßstab kultiviert.

In Deutschland wurden vorwiegend Krapp, Färberwau und Waid, aber auch Schwarze Malve und Pfingstrose angebaut.
Im 19. Jahrhundert gelang es, aus einem Teerderivat Farben herzustellen. Damit schlug die Geburtsstunde der synthetischen Farbstoffe. Das aufwendige Färben von Textilien mit Pflanzenfarbstoffen wurde zurückgedrängt und kam fast zum Erliegen. Übrig blieben kleine Heimbetriebe z.B. in Skandinavien und Schottland, die die Pflanzenfärberei bis in die heutige Zeit betreiben.

Seit Ende der 80-er Jahre erlebt das Färben mit Naturfarbstoffen jedoch eine Renaissance. Spielte anfangs hauptsächlich die zunehmend kritische Einstellung gegenüber Toxizität, allergenem Potenzial und Umweltbelastung einiger synthetischer Farbstoffe hierfür die Hauptrolle, tritt zunehmend auch die bis heute unerreichte Brillianz und Lebendigkeit von Naturfarbstoffen ins Bewußtsein.

Pflanzenfarbstoffe und Färberpflanzen
Prinzipiell könnte man mit jedem Wald- und Wiesenkraut färben. Die Färberpflanzen zeichnen sich jedoch dadurch aus, dasss sie haltbare, wasch- und lichtechte Farben hervorbringen. Grund hierfür sind spezielle Farbstoffe, die in den Färberpflanzen in ausreichender Menge und Qualität enthalten sind.

Grundsätzlich unterscheiden sich Pflanzenfarben von synthetischen Farben dadurch, dass die Färberpflanzen immer ein Gemisch von färbenden Komponenten mit einer großen Breite im Detailaufbau der Moleküle enthalten, synthetische Farben in der Regel nur einen klar definierten Molekültyp. Dadurch entstehen reiche Farben, die immer auch sehr gut untereinander harmonieren.

Flavonoidfarbstoffe
Flavonoidfarbstoffe sind die weitaus am häufigsten vorkommenden Pflanzenfarbstoffe. Sie färben vorwiegend gelb, daher auch der lateinische Name flavus=gelb. Sie haben eine gemeinsame Grundstruktur (Flavon). Ihre Substituenten sind OH- und OCH3-Gruppen, durch deren Zahl und Position im Molekül sich eine Vielfalt verschiedener Farbstoffe ergibt.
Ihre Farbpalette reicht von zartgelb und gelbgrün bis zu sattem orange-gelb.
Sie gehören zu den Beizenfarbstoffen, d.h., zwischen Faser und Farbstoff ist keine unmittelbare Reaktion möglich und die Beize dient als "Mittler".
typische flavonoidhaltige Färberpflanzen:

Birkenblätter:
Die Birke gehört zur Familie der Birkengewächse. Sie ist in Europa und im gemäßigten Asien beheimatet. Zum Färben werden vor allem die Blätter verwendet, die im Juni geerntet werden. Auf Wolle erhält man mit einer Alaunbeize ein kräftiges Goldgelb. Goldrutenkraut Die Goldrute gehört zur Familie der Korbblütengewächse. Ihre verschiedenen Arten sind in Europa, Nordamerika, Nordafrika, Nord- und Westasien heimisch. Zum Färben wird das ganze Kraut verwendet, welches kurz vor der Blüte im Juli/August geschnitten wird. Auf  Wolle erhält man mit einer Alaunbeize Gelbtöne von pastell bis sonnengelb.
Färberwau:
(Resede) Der Färberwau gehört zu den Waugewächsen. Er ist im Mittelmeergebiet, in Mitteleuropa und im Orient verbreitet. Zum Färben verwendet man das ganze Kraut, das in der Blütezeit von Juni bis September geerntet wird. Auf Wolle erhält man mit einer Alaunbeize der Goldrute vergleichbare Töne.
Färberkamille:
Die Färberkamille gehört zur Familie der Korbblütler. Sie ist in Süd- und Mitteleuropa sowie Westasien heimisch. Zum Färben werden ausschließlich die Blüten verwendet, die von Juli bis September geerntet werden können. Auf Wolle erhält man mit einer Alaunbeize ein intensives, warmes Goldgelb.
Antrachinonfarbstoffe:
Farbstoffe aus der Gruppe der Antrachinone sind meist der Hauptfarbstoff in rot und orange färbenden Pflanzen und Tieren.
In vielen Teilen der Welt wurden bereits seit alten Zeiten Antrachinonfarbstoffe als Beizenfarbstoffe verwendet. Der bekannteste Farbstoff ist das Alizarin.


typische antrachinonhaltige Färberpflanzen und -tiere:

Krappwurzel
Eine der ältesten Färberpflanzen ist der Krapp, auch Färberröte genannt. Er gehört zur Familie der Rubiaceae und kommt vor allem im Mittelmeergebiet vor. Im Mittelalter wurde er in großem Maßstab in ganz Europa als Färbepflanze kultiviert. Zum Färben werden die getrockneten Wurzeln verwendet. Mit Krapp lassen sich auf Alaunbeize vielfältige Rottöne erzeugen.
Cochenille:
Die kleinen Nopal-Schildläuse leben schmarotzend auf verschiedenen Kakteenarten in Mexico, Texas, Carlifornien, Algerien und auf den Kanarischen Inseln. Die befruchteten, getrockneten Weibchen enthalten den Farbstoff Karminsäure. Cochenille ist sehr ergiebig und ergibt auf Alaun vielfältige rot-, violett- und pinkfarbene Töne.
Indigoide Farbstoffe:
Indigoide Farbstoffe sind wasserunlösliche Direktfarbstoffe. Sie reagieren nicht mit der Faser, sondern lagern sich in Zwischenräumen und Unebenheiten der Faser ein. Vor dem Färben müssen sie mit Alkali und einem Reduktionsmittel in die wasserlösliche Form überführt (verküpt) werden. Man spricht daher auch von der Küpenfärberei.


typische indigoidhaltige Färberpflanzen und -tiere:

Waid:
Der Waid war bis zur Einführung des Indigo aus Asien die einzige Möglichkeit, ein haltbares Blau zu färben. Er gehört zur Familie der Kreuzblütler und ist in Europa, Westasien und Nordafrika verbreitet. Er war im Mittelalter ein so bedeutender Farbstoff, dass der Reichtum ganzer Regionen (z.B. Thüringen und Elsaß) sich auf ihn begründete. Zum Färben werden die Blätter verwendet, im ersten Standjahr sind bis zu 3 Ernten möglich.
IndigoIndigo:
hat eine um ein Vielfaches höhere Farbstoffkonzentration als der Waid. Er verdrängte daher nach der Entdeckung des Seeweges nach Indien die Waidfärberei nahezu vollständig. Er hat seinen Ursprung im tropischen Afrika, wurde aber bereits sehr frühzeitig in Indien, China, Sumatra und Brasilien kultiviert. Zum Färben wird die Pflanze zur Blütezeit geerntet.
Pupurschnecke:
Purpur war der bedeutendste Farbstoff der Antike. Ihn zu tragen war ausschließlich den Königen und Kardinälen vorbehalten. Schon 1000 vor Chr. war die phönizische Handelsstadt Tyrus für ihre Purpurfärberei bekannt. Der Farbstoff, ein schwach gelbliches Sekret der Stachelschnecken Murex brandaris und Murex trunculus, war sehr aufwendig zu gewinnen und wurde in einem komplizierten Färbeverfahren zu Purpur verarbeitet. Die genauen Färbeverfahren der alten Phönizier sind verloren gegangen.


weiterführende Literatur Bächi-Nussbauer, E.: "So färbt man mit Pflanzen"
Hauptverlag (1996)Fischer, D.: "Wolle und Seide mit Naturstoffen färben"
AT-Verlag (1999) hier erhältlichSchweppe, H.: "Handbuch der Naturfarbstoffe - Vorkommen, Verwendung, Nachweis"
Ecomed Fachverlag (1992)Feddersen-Fieler, G.: "Farben aus der Natur"
Verlag M.& H. Schaper (1982)Ploss, E.E.: "Ein Buch von alten Farben"
Verlag Moos und Partner (1989)




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